Weshalb eine zu niedrige Absprungrate problematisch ist und was die Gründe sein können
Die Absprungrate ist eine sehr einfache Metrik. Sie kann genutzt werden, um den Traffic oder die Quelle des Besuchs zu bewerten. Einige lieben sie, einige verachten sie. Es geht hier aber weniger darum, ob dieser Wert sinnvoll ist, sondern ob der Wert korrekt ist. Denn eine falsche Absprungrate weist in der Regel auf einen tieferliegenden Fehler in der Implementierung hin.
Eine Absprungrate kleiner als 20% ist kein Zeichen für großartigen Content, sondern dafür, dass etwas nicht stimmt!
Michael Janssen | Gründer SISU digital
Was ist die Absprungrate?
Die Absprungrate beziffert den Anteil der Besuche, die sich nur eine einzige Seite innerhalb einer Sitzung angeschaut haben. Das bedeutet, wenn die Absprungrate 80% beträgt, dann haben von 100 Besucher:innen 80 Besucher:innen die Seite nach dem ersten Seitenaufruf verlassen.
Du findest die Absprungrate zum Beispiel unter Verhalten => Übersicht.
Die optimale Absprungrate
Oft werde ich gefragt, was denn die optimale Absprungrate ist. Aber diesen einen optimalen Wert gibt es nicht. Je nach Website-Typ und Ziel der Besucher:innen kann die Absprungrate unterschiedlich hoch sein. Blogs mit rein informativen Charakter haben genauso wie Websites mit dem aktuellen Wetter eine relativ hohe Absprungrate. Wer nach “Wetter Köln” sucht und auf eine Website mit dem Wetter in Köln kommt, interessiert sich in der Regel nicht für das Wetter in Hamburg oder München. Sein Wissensdurst ist nach dem Aufruf der ersten Seite befriedigt.
Das Gleiche ist der Fall, wenn ich eine Anleitung für das Einschrauben von Glühbirnen suche. Wenn ich direkt auf der Anleitung lande, habe ich in der Regel wenig Bedarf weitere Anleitungen zu lesen. Bei einem Shop würde ich eher eine niedrigere Absprungrate erwarten. Aber in der Regel liegt die auch hier nicht unter 40% oder 50%.
Spätestens bei einer domain-weiten Absprungrate kleiner als 20% kannst du davon ausgehen, dass ein Fehler in der Erfassung vorliegt. Aber woran kann es liegen?
Gründe für eine niedrige/falsche Absprungrate
Es kann viele Gründe für eine falsche Absprungrate geben, ein paar zähle ich hier auf. Diese Liste hat keinen Ansprung auf Vollständigkeit.
1) Analytics-Code ist zweimal im Quelltext vorhanden
Die wahrscheinlich häufigste Ursache für eine Absprungrate <1% ist der doppelte Einbau des Google-Analytics-Codes. Wenn der Code zweimal in der Seite ist, dann werden bei jedem Seitenaufruf zwei Seitenaufrufe an Google Analytics gemeldet. Und damit sind dann die Voraussetzungen für das Reduzieren der Absprungrate erfüllt. Du kannst das ganz schnell überprüfen, in dem du dir das Chrome-Plugin “Google Tag Assistant” installierst. Wenn du es aktivierst, meldet es dir beim Aufruf direkt den Fehler. Dieser Fehler kommt übrigens schnell vor, wenn man vom gtag-Code für Google Analytics auf den Google Tag Manager umsteigt und dabei vergißt den alten Code zu entfernen.
2) UTM-Parameter in internen Links
In Google Analytics wird für das Erfassen von Quellen und Kampagnen das sogenannte Kampagnentagging genutzt. Dafür werden an die URLs, die man auf anderen Plattformen veröffentlicht, Parameter an die URL angehangen. Du hast die Parameter bestimmt schon gesehen. Es sind utm_source, utm_medium, utm_campagin, u.a. Manchmal kommt es vor, dass Menschen auch die Links auf der eigenen Seite mit diesen Parametern versehen. Das Ziel ist es, besser nachzuvollziehen, wo geklickt wird. Dafür sind aber die UTM-Parameter die schlechteste Lösung. Denn jeder Klick führt dann automatisch zu einer neuen Sitzung und jede Sitzung hat dadurch nur einen Seitenaufruf.
Deshalb merke dir bitte, dass du für interne Links niemals die UTM-Parameter verwendest!
3) Google-Analytics-Events als Interaktion
In Google Analytics können nicht nur Seitenaufrufe gemessen werden, sondern auch “Ereignisse”. Dabei ist alles, was kein Seitenaufruf ist, ein Ereignis. Und Ereignisse können zwei verschiedene Status haben: interaktion und nicht-interaktion. Das bedeutet, bei der Implementierung kann man entscheiden, ob der Aufruf des Ereignisses als Interaktion angesehen wird oder nicht. Wenn es eine Interaktion ist, dann wird es im Rahmen der Absprungrate berücksichtigt und dann wie ein zweiter Seitenaufruf angesehen.
Wenn jetzt aber ein Ereignis an Google Analytics geschickt wird, das bei jedem Seitenaufruf geschickt wird, dann verfälscht es ganz schnell die Absprungrate.
Fazit
Die Absprungrate ist eine Kennzahl, die du im Auge behalten solltest, wenn du die Datenqualität deiner Installation überprüfst. Ich selber werde hellhörig und schaue genauer hin, wenn die Absprungrate kleiner als 40% ist. Spätestens bei 20% weiß ich aber, dass sie falsch sein muss. Denn bisher ist mir keine Seite untergekommen, bei der mehr als 80% der Besuche mehr als eine Seite angeschaut haben.
Du hast eine extrem niedrige Absrpungrate, weißt aber nicht, woran das liegt? Dann könnte es sinnvoll sein, dass du uns mit einem Google-Analytics-Audit beauftragst.
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